Die Kiesindustrie schafft Sicherheit am Niederrhein
Das letzte große Hochwasser am Niederrhein ist fast 90 Jahre her, doch Hochwasserschutz ist und bleibt ein wichtiges Thema für die Region. Denn bei einem Deichversagen wären im Regierungsbezirk Düsseldorf rund eine Million Menschen betroffen. Nach dem letzten großen Hochwasser mit schwerwiegenden Folgen am Niederrhein 1926 hat die Kies- und Sandindustrie einen wichtigen Beitrag zum Hochwasserschutz geleistet.
Wertvoller Partner für Hochwasserschutz
Durch die Rückverlegung von Deichen und die gleichzeitige Auskiesung ufernaher Flächen wurden dem Rhein neue Ausbreitungsmöglichkeiten in einer Größenordnung von mehr als 110 Millionen Kubikmetern eröffnet, sogenannte Retentionsflächen. Außerdem schützen heute 240 Kilometer Deiche die Region. So konnten die Schäden durch die letzten großen Hochwasser 1993 und 1995 gering gehalten werden. Auch bei aktuellen Hochwasserschutzprojekten wie im Lippemündungsraum bringt die Kiesindustrie sich mit ihrem Know-how und ihrer Technik ein.
Hochwasserschutz und Renaturierung
Wie bei allen Projekten der Kiesgewinnung wird auch bei Hochwasserschutzmaßnahmen die Renaturierung von Anfang an mitgeplant. Bei der Auskiesung ufernaher Flächen entstehen durch die zeitweise Überflutung der ufernahen Bereiche zum Beispiel Auenlandschaften, die vor der Begradigung des Rheins über viele Jahrtausende hinweg Normalität waren. So können Hochwasserschutz, Kiesgewinnung und Renaturierung erfolgreich kombiniert werden.
Die folgenden Beispiele machen deutlich, welchen Beitrag die Kies- und Sandindustrie am Niederrhein mit ihrer Arbeit zum Hochwasserschutz in der Region leistet:
Die Entwässerung des Hinterlandes ist eine wichtige Aufgabe des Hochwasserschutzes längs des Rheinstromes. Im Bereich des Reeser Meeres übernimmt die ‚Haffen’sche Landwehr’ diese Aufgabe, sie durchfließt den Landsockel zwischen dem nördlichen und südlichen Teil des Reeser Meeres und entwässert das gesamte Deichhinterland zwischen Bislich und Rees. Die Haffen’sche Landwehr mündet mit Hilfe einer Schleuse in den Reeser Altrhein und damit in den Rhein. Bis in die 1990er Jahre wurde diese Schleuse im Hochwasserfall geschlossen und das Wasser der Haffen’schen Landwehr wird über ein Pumpwerk in den Rhein gepumpt. Die Kosten für diesen technischen Aufwand wurden über die Deichschaugebühren an die Allgemeinheit weitergegeben.Seit 1996 hat sich die Situation dank der durch die Abgrabung entstandenen Gewässer hier maßgeblich verbessert: Die Haffen’sche Landwehr wird seither bei Hochwasser ins Reeser Meer entwässert, das bis zu einer Höhe von 15,40 mNN angestaut werden darf. Das Retentionsvolumen, das durch das Reeser Meer zur Verfügung steht, umfasst bis zu 5,8 Millionen Kubikmeter. Erst wenn dieses Volumen ausgefüllt ist, muss die Pumpe eingesetzt werden. Die akute Bedrohung durch Hochwasser hat sich damit erheblich entspannt. Seit 1996 sind keine Pumpkosten mehr angefallen.
In Zusammenarbeit mit dem Land Nordrhein-Westfalen, dem Deichverband Orsoy, dem Kreis Wesel und anderen Beteiligten findet zurzeit eine der größten Hochwasserschutzmaßnahmen in Nordrhein-Westfalen statt. Der ehemals rheinnahe Deich ist ins Binnenland zurückverlegt worden. Das dadurch neu entstandene Rheinvorland wird im Zuge von Auskiesung, Verfüllung und Renaturierung so angelegt, dass insgesamt ein ca. 500 Hektar großer Retentionsraum entsteht, der dem Rhein im Falle eines Hochwassers großen Raum zur Ausdehnung gibt und so an anderer Stelle Hochwasserschäden verhindert. Das von Flussauen geprägte Bild des Rheins, das er vor seiner Befestigung und Schiffbarmachung durch den Menschen bot, ist das Vorbild für die zurzeit stattfindende Renaturierung.
In Wesel entsteht durch eine Nassabgrabung der sogenannte „Lipperandsee“. Im Anschluss an die Kiesgewinnung wird er zusammen mit der angrenzenden Lippeaue nach ökologischen und landschaftsgestalterischen Grundsätzen angelegt, rekultiviert und in der Aue renaturiert. Ziel ist es, den Baggersee in die Dynamik der Lippeaue einzubeziehen und Retentionsräume für den Hochwasserschutz zu schaffen. Die ausgekiesten Areale bieten bei Hochwasser dem Gewässer Lippe die Möglichkeit, sich entgegen des vorherigen Zustands auszuweiten. Im Zuge des Projekts entsteht ein Wasserretentionsvolumen von ca. 850.000 Kubikmetern. Dies ist eine von mehreren wichtigen Maßnahmen zum Hochwasserschutz im gesamten Verlauf der Lippe. Die rekultivierten und renaturierten Flächen bieten darüber hinaus einen Lebensraum für viele seltene und geschützte Tier- und Pflanzenarten. Nach der Fertigstellung wird der Lipperandsee bis zu 1.700 Meter lang und 360 Meter breit sein.
In Isselburg wird seit 1997 Kies und Sand gewonnen und unter anderem ins angrenzende Münsterland geliefert. Dabei ist der „Werther See“ entstanden, der während des Abbauprozesses umfassend renaturiert wird. Besucher können ihn zu Fuß oder auf dem Fahrrad auf einem neu angelegten Rad- und Wanderweg erkunden. Rund um den See finden sich Schilf, Wildwiesen, Bäume und Ufergehölz. Aber der Werther See bietet nicht nur schöne Aussichtspunkte für Besucher, sondern erfüllt auch einen wichtigen Zweck beim Hochwasserschutz. Nach Fertigstellung des Sees kann er bei einem Hochwasser des angrenzenden Flusses Issel gut 400.000 Kubikmeter Wasser aufnehmen. So schützt er die Anwohner der umliegenden Städte Isselburg und Bocholt.
kieswerk:
Veranstaltung:
„kies im dialog – Chancen für den Hochwasserschutz“
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