Niederrhein, 30. Juni 2016. Die starken Regenfälle der vergangenen Wochen haben gezeigt, wie notwendig vorbeugende Hochwasserschutzmaßnahmen am Niederrhein sind. Viele Keller sind vollgelaufen und viele Ernten zerstört. Meteorologen weisen darauf hin, dass wir uns künftig auf mehr Starkregenereignisse einstellen müssen. Damit ist klar: Der vorbeugende Hochwasserschutz am Niederrhein muss von den Verantwortlichen und den Betroffenen zu einem Topthema gemacht werden. Zu dieser gesamtgesellschaftlichen Aufgabe wollen und können auch die Unternehmen der Kies- und Sandindustrie einen wichtigen Beitrag leisten.
Hochwasserschutzmaßnahmen, die zusammen mit der Kiesindustrie bzw. durch die Kies- und Sandgewinnung geschaffen wurden, haben bereits einen entscheidenden Beitrag zum Hochwasserschutz in der Region geleistet. So trug beispielsweise die systematische Flutung des Baggersees in Werth dazu bei, die Issel zu entlasten. Diese hatte zu Spitzenzeiten einen viermal so hohen Pegelstand wie normalerweise. Das durch die Kiesgewinnung entstandene Reeser Meer nahm Wasser aus dem Hinterland zwischen Bislich und Rees auf. Über vier Millionen Kubikmeter wurden aus der Haffen’schen Landwehr abgeleitet – Wasser, welches sonst enorme Schäden angerichtet hätte oder mit großem Kostenaufwand in den Rhein hätte gepumpt werden müssen. Das Reeser Meer hätte sogar noch weitere Kapazitäten gehabt, denn es darf bis zu einer Höhe von 15,4 Metern angestaut werden.
Neben der Bereitstellung von Baggerseen für die Flutung im akuten Hochwasserfall, haben die Kies- und Sandunternehmen in den letzten Jahrzehnten bereits vielfach bei Hochwasserschutzmaßnahmen am Niederrhein mitgearbeitet. So wurden die Rheinvorländer nach Auskiesung in Bereichen drei bis vier Meter tiefer gelegt. Durch diese Landschaftsgestaltung hat die Kiesindustrie zusätzlichen Retentionsraum für über zehn Millionen Kubikmeter Wasser geschaffen. Weitere Beispiele sind der Orsoyer Rheinbogen, Lohrwardt sowie der Lippemündungsraum. Für den vorbeugenden Hochwasserschutz haben das Land und damit die Steuerzahler bereits viel Geld investiert, im Vergleich zum Katastrophenfall jedoch ein Vielfaches gespart. Ein nicht zu vernachlässigender Nebeneffekt bei einer Zusammenarbeit mit der Kiesindustrie: Die Kosten des effektiven Hochwasserschutzes konnten durch die Kooperation mit Kies- und Sandunternehmen deutlich verringert werden.
„Die Kies- und Sandunternehmen am Niederrhein haben viele gute Konzepte zum Hochwasserschutz, aber die Realisierung von Maßnahmen ist seit einigen Jahren ins Stocken geraten“, erklären Michael Schulz und Michael Hüging-Holemans, Koordinatoren des Initiativkreises „Zukunft Niederrhein“. Grund dafür sei, dass die zuständige Planungsbehörde auf einer regionalplanerischen Ausweisung bestehe. Dadurch werde die Zusammenarbeit zwischen Kommunen, Deichverbänden und den Kies- und Sandunternehmen beim Thema Hochwasserschutz enorm erschwert. Die Häufung der Starkniederschlagsereignisse müsse hier zu einem Umdenken führen. „Die Politik sollte angesichts der folgenschweren Auswirkungen der Naturereignisse doch daran interessiert sein, regionalplanerische Hürden auszuräumen, um Hochwasserschutzprojekte schnellstmöglich zu realisieren. Die Kies- und Sandunternehmen am Niederrhein stehen mit ihrer Erfahrung und ihrem Know-how sofort für weitere Kooperationen bei Hochwasserschutzprojekten zur Verfügung“, so Schulz und Hüging-Holemans.
Deichrückverlegung Orsoyer Rheinbogen (Rheinberg)
In einem gemeinsamen Projekt der Firma Hülskens mit dem Land Nordrhein-Westfalen, der Bezirksregierung Düsseldorf, dem Kreis Wesel, dem Deichverband Orsoy und anderen Beteiligten wurde zunächst der ursprünglich rheinnahe Deich tief ins Hinterland zurückverlegt. Im Anschluss daran wurde das durch die Gewinnung von Kiesen und Sanden und anschließende Verfüllung geschaffene neue Rheinvorland als naturnahe Aue gestaltet. Die tiefergelegten Uferbereiche in den Rheinvorländern und ihre auendynamischen Strukturen können im Falle eines Hochwassers große Mengen Wasser aufnehmen und dadurch die Überflutung flussnaher Städte und Ansiedlungen verhindern.
Hinterlandentwässerung: Reeser Meer
Rheinnahe Abgrabungen wie das Reeser Meer leisten einen wichtigen Beitrag zur Hinterlandentwässerung. Seit 1996 hat sich der Hochwasserschutz dank der hier durchgeführten Abgrabung der Holemans Gruppe wesentlich verbessert: Über die Haffensche Landwehr, die das gesamte Deichhinterland zwischen Bislich und Rees entwässert, werden die Wassermengen bei höheren Rheinpegelständen zunächst im Reeser Meer zwischengespeichert. Das Gewässer bietet einen zusätzlichen Retentionsraum von bis zu 5,8 Millionen Kubikmetern. Erst wenn die Stauhöhe von 15,40 Meter über Normal-Null (mNN) im Reeser Meer erreicht ist, muss das Wasser in den Rhein gepumpt werden. Zuvor musste bereits bei Wasserständen von 14,70 mNN ein Pumpwerk in Gang gesetzt werden. Der Allgemeinheit bleiben auf diese Weise hohe Pumpkosten erspart.
Hochwasserschutz abseits des Rheins: Der Werther See
In Isselburg ist bei der Kies- und Sandgewinnung der „Werther See“ entstanden, der während des Abbauprozesses umfassend renaturiert wird. Er kann bei einem Hochwasser des angrenzenden Flusses Issel gut 400.000 Kubikmeter Wasser aufnehmen und schützt so die Anwohner der umliegenden Städte Isselburg und Bocholt.
Landschaftsentwicklung, Hochwasser- und Naturschutz: Der Lipperandsee
In Wesel entsteht durch eine Nassabgrabung der sogenannte „Lipperandsee“. Im Anschluss an die Kiesgewinnung wird er zusammen mit der angrenzenden Lippeaue nach ökologischen und landschaftsgestalterischen Grundsätzen angelegt, rekultiviert und in der Aue renaturiert. Ziel ist es, den Baggersee in die Dynamik der Lippeaue einzubeziehen und Retentionsräume für den Hochwasserschutz zu schaffen. Die ausgekiesten Areale bieten bei Hochwasser dem Gewässer Lippe die Möglichkeit, sich entgegen des vorherigen Zustands auszuweiten. Im Zuge des Projekts entsteht ein Wasserretentionsvolumen von ca. 850.000 Kubikmetern.
Mehr Informationen zum Thema Kiesgewinnung und Hochwasserschutz finden Sie hier.
Über den Initiativkreis „Zukunft Niederrhein“:
Der Initiativkreis „Zukunft Niederrhein“ ist ein Forum der Unternehmen der Kies- und Sandindustrie am Niederrhein. Das Forum hat es sich zur Aufgabe gemacht, Perspektiven für die gesamte Region zu entwickeln. Die Unternehmen des Initiativkreises sind oft seit mehr als 100 Jahren in der Region tätig. Mitglied im Initiativkreis „Zukunft Niederrhein“ sind Teunesen Sand und Kies GmbH, gmg Goch GmbH & Co. KG, Gossens GmbH & Co. KG, Heeren-Herkener Kiesbaggerei GmbH, Holemans GmbH, Hülskens Holding GmbH & Co. KG, Kieswerk Grotendonk GmbH, Kieswerk Maas-Roeloffs GmbH & Co. KG, Kieswerk Wissel GmbH, Risch Gruppe, RMKS Rhein Main Kies und Splitt GmbH & Co. KG, Siemes Sand- und Kiesbaggerei GmbH & Co. KG, Theo Kuypers Kiesbaggerei GmbH, Welbers Kieswerke GmbH. Weitere Informationen rund um die Kiesgewinnung am Niederrhein und zum Initiativkreis „Zukunft Niederrhein“ finden Sie auf der Internetseite www.zukunft-niederrhein.de.