Niederrhein, 19. November 2014. Hochwasserschutz ist und bleibt ein bestimmendes Thema am Niederrhein. Die heute auf einem Symposium des nordrhein-westfälischen Ministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz diskutierten Fragen zur Planung und Umsetzung des Hochwasserrisikomanagements sind deshalb für die Region von hoher Relevanz. Auch die Kies- und Sandunternehmen des Initiativkreises „Zukunft Niederrhein“ haben das Thema im Blick. „In der Vergangenheit hat unsere Branche viele Hochwasserschutzmaßnahmen erfolgreich umgesetzt “, erklären die Koordinatoren Michael Schulz und Michael Hüging-Holemans. Auch in Zukunft wolle ihre Industrie ihr Know-how einbringen, um ein Mehr an Sicherheit für die Menschen in der Region zu schaffen.
Die Kies- und Sandindustrie hat durch verschiedene Maßnahmen einen entscheidenden Beitrag zum Hochwasserschutz in der Region geleistet. Dazu gehört die Gestaltung der Rheinvorländer: Deiche wurden zurückverlegt sowie ufernahe Flächen ausgekiest und tiefer gelegt. Auf diese Weise entstanden über 110 Millionen Kubikmeter so genannter Retentionsflächen, zum Beispiel im Orsoyer Rheinbogen. Diese Flächen bieten heute Raum, wenn der Wasserpegel im Rhein einmal steigt, und verhindern so Hochwasserschäden. Darüber hinaus wurde durch Gewinnungsprojekte wie dem Reeser Meer im Binnenland Retentionsraum geschaffen, um eine Entwässerung im Hochwasserfall sicherzustellen und ein Pumpen in den Rhein zu verhindern.
Auch bei der Schaffung von so genannten Poldern, wie z.B. dem Polder Lohrwardt in Rees, hat die Kiesindustrie in der Vergangenheit mitgewirkt. Diese können kurz vor Eintreten der Hochwasserscheitel gezielt geöffnet werden und dann schnell große Wassermengen aufnehmen.
Einer Fortsetzung dieses bewährten Zusammenspiels von Rohstoffgewinnung und Hochwasserschutz stehen aktuell jedoch rechtliche Hürden im Weg. „In den rohstoffreichen Flächen am Rhein ist Kiesgewinnung derzeit politisch nicht gewünscht und durch die aktuelle Regionalplanung nur schwer möglich“, erklärt Schulz. Gemeinschaftliche Projekte von Kiesunternehmen und öffentlichen Trägern für einen effektiven Hochwasserschutz seien deshalb kaum umsetzbar. Dabei bieten diese Kooperationen viele Vorteile: „Im Rahmen von Kooperationen mit der Kiesindustrie können öffentliche Träger durch Synergieeffekte Kosten sparen und auch auf die Technik und das Know-how der Unternehmen zurückgreifen“, erläutert Hüging-Holemans.
Der Initiativkreis „Zukunft Niederrhein“ will sich deshalb weiterhin verstärkt beim Thema Hochwasserschutz einbringen. Im nächsten Jahr ist eine Veranstaltung geplant, bei der die Chancen einer Verknüpfung von Hochwasserschutz und Kiesgewinnung erörtert werden sollen. „Projekte wie der Orsoyer Rheinbogen, der Polder Lohrwardt, das Reeser Meer oder der Werther See zeigen, wie wertvoll die Zusammenarbeit mit der Kiesindustrie sein kann. Wir plädieren dafür, dieses Potenzial auch in Zukunft zu nutzen“, appelliert Schulz. Zumal die Anforderungen an den Hochwasserschutz in der Region durch den Klimawandel steigen werden.
Deichrückverlegung am Orsoyer Rheinbogen
Die Deichrückverlegung am Orsoyer Rheinbogen (Rheinberg) ist ein gutes Beispiel für den Hochwasserschutz am Niederrhein. In einem gemeinsamen Projekt der Firma Hülskens mit dem Land Nordrhein-Westfalen, dem Kreis Wesel, dem Deichverband Orsoy und anderen Beteiligten wird das Rheinvorland neu gestaltet: Im Anschluss an die Kiesgewinnung wird das Gelände wieder verfüllt und modelliert und dem Rhein und seinen Ufern ihre ursprüngliche auendynamische Struktur zurückgegeben. Die tiefergelegten Uferbereiche in den Rheinvorländern können im Falle eines Hochwassers große Mengen Wasser aufnehmen und dadurch die Überflutung flussnaher Städte und Ansiedlungen verhindern.
Hinterlandentwässerung: Reeser Meer
Auch rheinnahe Abgrabungen wie das Reeser Meer leisten einen wichtigen Beitrag zur Hinterlandentwässerung. Seit 1996 hat sich der Hochwasserschutz dank der hier durchgeführten Abgrabung der Holemans Gruppe wesentlich verbessert: Über die Haffensche Landwehr, die das gesamte Deichhinterland zwischen Bislich und Rees entwässert, werden die Wassermengen bei höheren Rheinpegelständen zunächst im Reeser Meer zwischengespeichert. Das Gewässer bietet einen zusätzlichen Retentionsraum von bis zu 5,8 Millionen Kubikmetern. Erst wenn die Stauhöhe von 15,40 mNN im Reeser Meer erreicht ist, muss das Wasser in den Rhein gepumpt werden. Zuvor musste bereits bei Wasserständen von 14,70 mNN ein Pumpwerk in Gang gesetzt werden. Der Allgemeinheit bleiben auf diese Weise hohe Pumpkosten erspart.
Der Initiativkreis „Zukunft Niederrhein“ ist ein Forum der Unternehmen der Kies- und Sandindustrie am Niederrhein. Das Forum hat es sich zur Aufgabe gemacht, Perspektiven für die gesamte Region zu entwickeln. Die Unternehmen des Initiativkreises sind oft seit mehr als 100 Jahren in der Region tätig. Mitglied im Initiativkreis „Zukunft Niederrhein“ sind Teunesen Sand und Kies GmbH, gmg Goch GmbH & Co. KG, Gossens GmbH & Co. KG, Heeren-Herkener Kiesbaggerei GmbH, Holemans GmbH, Hülskens Holding GmbH & Co. KG, Kieswerk Grotendonk GmbH, Kieswerk Maas-Roeloffs GmbH & Co. KG, Kieswerk Wissel GmbH, Risch Gruppe, RMKS Rhein Main Kies und Splitt GmbH & Co. KG, Siemes Sand- und Kiesbaggerei GmbH & Co. KG, Theo Kuypers Kiesbaggerei GmbH, Welbers Kieswerke GmbH. Weitere Informationen rund um die Kiesgewinnung am Niederrhein und zum Initiativkreis „Zukunft Niederrhein“ finden Sie auf der Internetseite www.zukunft-niederrhein.de.