Wesel, 8. Juni 2018. Lange Genehmigungsverfahren und komplizierte rechtliche Rahmenbedingungen werden am Niederrhein auf Dauer zu Engpässen bei der Sand- und Kiesversorgung führen. Das ist ein zentrales Ergebnis der Veranstaltung „kies im dialog – Rohstoffmangel am Niederrhein!?“. Die Veranstaltung der Initiative zukunft niederrhein fand gestern Nachmittag in Wesel statt. Unter Leitung von Moderator Tom Hegermann tauschten sich dort über 90 Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung zur aktuellen Lage der Sand- und Kiesunternehmen sowie der weiterverarbeitenden Industrien in der Region aus.
Aufgrund fehlender neuer Genehmigungen können die Unternehmen nicht so viel Sand und Kies gewinnen, wie nachgefragt werden. Momentan werden die Rohstoffe vor allem für den Infrastrukturausbau eingesetzt. In seinem Eröffnungsvortrag betonte Dr. Hendrik Schulte, Staatssekretär im Ministerium für Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen, dass wir ohne einen Ausbau und eine Ergänzung der Infrastruktur weiterhin viel im Stau stehen würden. Um die dafür benötigten Rohstoffe zu sichern, sprach er sich für eine vorausschauende und zukunftsfähige Fortschreibung des Landesentwicklungsplans aus.
An der anschließenden moderierten Podiumsdiskussion nahmen folgende Experten teil:
Diskutiert wurden unter anderem Gründe für die Versorgungsengpässe in NRW, Folgen für die weiterverarbeitenden Industrien, kurzfristige Maßnahmen, um Engpässe zu beheben, und der Umgang mit Flächennutzungskonflikten. Die Diskussionsteilnehmer beklagten dabei in erster Linie die gesetzliche Überregulierung in Deutschland, die praktikable Lösungen zur Rohstoffgewinnung erschwere. Künftig müsse man sich frühzeitig und ergebnisoffen mit allen Beteiligten zusammensetzen, um die Akzeptanz von Projekten weiter zu steigern und dadurch Genehmigungsverfahren zu beschleunigen. Keine Lösung hingegen sei es, noch mehr Sand und Kies durch Recyclingbaustoffe zu ersetzen, da aktuell bereits rund 90 Prozent der Baustoffe in Deutschland wiederverwertet würden.
Michael Hüging-Holemans, Koordinator von zukunft niederrhein, forderte daher mehr Weitsicht bei der Landesplanung: „Wir müssen qualitativ hochwertige Lagerstätten möglichst frühzeitig identifizieren und als Vorranggebiet kennzeichnen. Zudem würden wir uns wünschen, dass der Geologische Dienst NRW die tatsächlich genehmigten Flächen in seinem Monitoring-Bericht veröffentlicht, damit die brisante Situation unserer Branche erkennbar wird. Dafür braucht er aber auch eine bessere finanzielle Ausstattung.“ Aufgrund fehlender Erweiterungsflächen für die Rohstoffgewinnung müssen in den nächsten fünf Jahren nach derzeitiger Lage elf der 27 Kieswerke von zukunft niederrhein-Unternehmen schließen. Bis 2028 könnten elf weitere folgen.
„Wir sollten gemeinsam mit Bürgern und Behörden neue Projekte anpacken, statt uns in Detailfragen zu verlieren. Dem kurzfristigen Rohstoffmangel können wir am besten durch die unbürokratische Erweiterung schon laufender Anlagen abhelfen“, ergänzte Christian Strunk, Koordinator von zukunft niederrhein.
Die Dokumentation der Veranstaltung können Sie sich hier herunterladen:
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Über zukunft niederrhein:
zukunft niederrhein ist eine Initiative von 13 Sand- und Kiesunternehmen am Niederrhein. Der Zusammenschluss hat es sich zur Aufgabe gemacht, Perspektiven für die gesamte Region zu entwickeln und die aktuelle Diskussion um die Zukunft der Kiesindustrie am Niederrhein zu bereichern. Die in zukunft niederrhein vertretenen Unternehmen sind oft seit mehr als 100 Jahren in der Region tätig. Mitglied in der Initiative sind: GMG Sand und Kies GmbH & Co. KG, Gossens GmbH, Heeren-Herkener Kiesbaggerei GmbH, Holemans GmbH, Hülskens Holding GmbH & Co. KG, Kieswerk Grotendonk GmbH, Kieswerk Wissel GmbH, Niederrheinische Dienstleistungsgesellschaft für Kies und Sand mbH, RMKS Rhein Main Kies und Splitt GmbH & Co. KG, Siemes Sand- und Kiesbaggerei GmbH & Co. KG, Teunesen Sand und Kies GmbH, Theo Kuypers Kiesbaggerei GmbH, Welbers Kieswerke GmbH. Weitere Informationen rund um die Kiesgewinnung am Niederrhein und zu zukunft niederrhein finden Sie auf der Internetseite www.zukunft-niederrhein.de.