Wesel, 08. Februar 2019. Die Mehrheitsfraktionen im Kreistag Wesel haben für die Beratung im Kreisausschuss eine Resolution mit dem Titel „Nachhaltigkeit beim Kiesabbau“ vorgelegt. Auf der heutigen Pressekonferenz in Wesel nehmen einer der Koordinatoren der Initiative zukunft niederrhein, Christian Strunk, und Bernhard Lemkamp, Geschäftsführer der Initiative, zu den zentralen Punkten des Papiers Stellung.
Beide machen deutlich, dass die Familienunternehmen von zukunft niederrhein seit Jahrzehnten vernünftig und ohne Probleme für Nachbarn und Umwelt in der Region arbeiten. Dadurch wurde die wichtige Versorgung der heimischen und regionalen Bauindustrie sichergestellt. Seit Jahren schafft es die Initiative, gemeinsame Lösungen für den Wirtschaftszweig am Niederrhein zu entwickeln. Hierbei konnten bereits in der Vergangenheit weitgehend die Belange der verschiedenen Interessengruppen berücksichtigt werden, auch die der Unternehmen und ihrer Mitarbeiter. Mit Nachdruck machen Strunk und Lemkamp deutlich, dass die qualitativ hochwertigen Rohstoffe für den notwendigen Infrastrukturaufbau in Wohnungsbau und Verkehr gebraucht werden. Deshalb wenden sie sich gegen die Forderung aus den Reihen des Weseler Kreistages, die Versorgungszeiträume der Rohstoffgewinnung auf 20 Jahre zu begrenzen, wenn diese aktuell unbedingt gebraucht werden. „Eine Verringerung des Versorgungszeitraums raubt die Versorgungssicherheit der Baustoffindustrie und hemmt das wichtige Wachstum in der Region“, sagt Christian Strunk. „Sollte das Vorhaben von CDU und Grünen umgesetzt werden, werden die ehrgeizigen politischen Ziele der Landesregierung beim Wohnungs- und Straßenbau scheitern und die Investitionsbereitschaft der Unternehmen massiv zurückgehen“, ergänzt Lemkamp.
„Unter diesen Prämissen wird es auch nicht möglich sein, wie in der Resolution gefordert, die jährliche Abbaumenge zu reduzieren – das hat der Markt bereits in der Vergangenheit durch deutliche Verringerung der Mengen mit Rückgang der Nachfrage erledigt“, erläutert Strunk. Durch die gut laufende Wirtschaft ist die Nachfrage nach Sand und Kies jedoch wieder angestiegen. Sollten Gewinnungsflächen weiter begrenzt werden, würde das zu erheblichen Versorgungsengpässen führen. Dann könnten Großprojekte wie der Ausbau der Infrastruktur in Nordrhein-Westfalen nicht mehr planmäßig abgeschlossen werden. Die Folge: Noch mehr Staus auf den Autobahnen. Strunk wörtlich: „Es sollte weiterhin das Prinzip der nachfrageorientierten Rohstoffgewinnung gelten. Wir wollen auch in Zukunft unseren Beitrag dazu leisten, dass Bauvorhaben am Niederrhein, in Nordrhein-Westfalen und im gesamten Bundesgebiet umgesetzt werden können.“
Um die bestehenden Flächen effektiver nutzen zu können und zusätzliche Umweltbelastungen zu vermeiden, sollten die ausgewiesenen Abbaugebiete in den Regionalplänen stärker auf den Nutzen der Allgemeinheit und damit an den Bedürfnissen der Sand- und Kiesunternehmen ausgerichtet werden. So lassen sich gemeinsam bessere Standorte, bei denen mehrere Anforderungen erfüllt sein können, finden. „Wir haben unsere Änderungsvorschläge für die ausgewiesenen Abbaugebiete bereits im vergangenen Oktober öffentlich gemacht, um gemeinsam zu besseren Ergebnissen für alle zu kommen. Leider erhielten wir keine Resonanz der Planer“, erklärt Bernhard Lemkamp. „Unser Anliegen ist es auch weiterhin, intelligente Gesamtkonzepte mit allen Beteiligten zu entwickeln. So ließe sich die Gewinnung von Baurohstoffen mit konkurrierenden Vorhaben zum Beispiel im Umwelt- oder Hochwasserschutz sinnvoll kombinieren.“
Insbesondere die Ausweisung sogenannter „Konzentrationszonen“ hält zukunft niederrhein für problematisch, schreibt sie doch die Kiesflächen gerade in konfliktträchtigen Räumen für 25 Jahre fest, ohne dass auf Alternativflächen ausgewichen werden kann. So sei beispielsweise ein Flächentausch im Konfliktfall nicht mehr möglich, weil starr an der Ausweisung festgehalten werden müsse.
Vor allem neue Projekte mit gesellschaftlichem Mehrwert, wie zum Beispiel „Wohnen am Wasser“ in Xanten und Naturschutzprojekte wie etwa der viel gelobte Lippemündungsraum in Wesel, hätten bei einer Konzentrationszonenplanung von vorneherein keine Chance auf Aufnahme in den Regionalplan. Es sei ein weit verbreiteter Irrtum, zu glauben, dass die – auch von der Landesregierung gewünschte -Abschaffung der Konzentrationszonen einen ungeordneten Kiesabbau zur Folge hätte. „Abgrabungen dürften ja auch weiterhin nur innerhalb von ausgewiesenen Flächen stattfinden“, so die Vertreter der Initiative. „Die Regionalplanung behielte weiterhin die Oberhand, könnte aber wesentlich flexibler durch Regionalplanänderungen auf neue Entwicklungen oder Problemstellungen reagieren“.
Eine Alternative zur Gewinnung von Sand und Kies sehen beide derzeit nicht. Schließlich liege die Verwertungsquote von mineralischen Rohstoffen derzeit bereits bei 90 Prozent. Eine Steigerung dieser Quote sei kaum mehr möglich. „In Deutschland werden hohe Anforderungen an Baumaterialien gestellt, die Recycling-Baustoffe häufig nicht erfüllen können“, gibt Strunk zu bedenken. Denn: Die recycelten Baustoffe müssten gleichwertige physikalische oder chemische Eigenschaften haben wie Primärrohstoffe. Zudem dürften sie keine Gefahr für die Umwelt darstellen. Sollten diese Voraussetzungen nicht erfüllt werden, sei der Einsatz von Recycling-Baustoffen gesetzlich verboten.
Vor diesem Hintergrund fordert die Initiative, den Umgang mit vorhandenen Rohstoffen auch in Zukunft vernünftig zu gestalten. Das würde langfristig nicht nur Ressourcen schonen, sondern auch die Umwelt schützen. Bereits heute setzten sich die Unternehmen der Sand- und Kiesindustrie dafür ein, die Gewinnung von Rohstoffen so nachhaltig wie möglich zu gestalten. Dies gilt in gleicher Weise auch für die Mitgliedsunternehmen am Niederrhein. Sie arbeiteten schon im Genehmigungsprozess umfangreiche Rekultivierungs- und Renaturierungskonzepte aus. Auf diese Weise seien am Niederrhein schon zahlreiche neue Erholungsorte entstanden. Zum Beispiel der Auesee Wesel, das Naturgebiet beim Flugplatz Weeze sowie die Xantener Nord- und Südsee. Damit würde die Initiative aktiv dabei mithelfen, die Region Niederrhein noch lebenswerter zu machen.
Die aufwändigen Rekultivierungs- und Renaturierungsmaßnahmen ließen sich allerdings nur dann weiterhin realisieren, wenn die Unternehmen am Niederrhein nicht zusätzlich finanziell belastet würden. Daher lehnt zukunft niederrhein die Einführung eines „Kies-Euro“ ab. „Sollte eine derartige Abgabe ausschließlich in Nordrhein-Westfalen eingeführt werden, würden heimische Unternehmen sowohl im deutschen als auch im europäischen Wettbewerb benachteiligt werden“, so Lemkamp weiter. Langfristig drohe dadurch der Abbau von Arbeitsplätzen in der Region.
Über zukunft niederrhein:
zukunft niederrhein ist eine Initiative von 13 Sand- und Kiesunternehmen am Niederrhein. Der Zusammenschluss hat es sich zur Aufgabe gemacht, Perspektiven für die gesamte Region zu entwickeln und die aktuelle Diskussion um die Zukunft der Kiesindustrie am Niederrhein zu bereichern. Die in zukunft niederrhein vertretenen Unternehmen sind oft seit mehr als 100 Jahren in der Region tätig. Mitglied in der Initiative sind: GMG Sand und Kies GmbH & Co. KG, Gossens GmbH, Heeren-Herkener Kiesbaggerei GmbH, Holemans GmbH, Hülskens Holding GmbH & Co. KG, Kieswerk Grotendonk GmbH, Kieswerk Wissel GmbH, Niederrheinische Dienstleistungsgesellschaft für Kies und Sand mbH, RMKS Rhein Main Kies und Splitt GmbH & Co. KG, Siemes Sand- und Kiesbaggerei GmbH & Co. KG, Teunesen Sand und Kies GmbH, Theo Kuypers Kiesbaggerei GmbH, Welbers Kieswerke GmbH. Weitere Informationen rund um die Kiesgewinnung am Niederrhein und zu zukunft niederrhein finden Sie auf der Internetseite www.zukunft-niederrhein.de.